Wie Holly und Rumer ihren Samenspender nach sorgfältigster Suche ausgewählt haben
Rumer und Holly setzten sich selbst unter großen Druck, um den „perfekten" Samenspender für ihre Familie auszuwählen. Nun, wo ihr Sohn Freddie da ist, scheinen all diese Bedenken weit weniger wichtig.
Seit sich das britische Paar Holly und Rumer Anfang 2020 kennenlernte, waren gemeinsame Entscheidungen immer schnell und einfach getroffen. Ein Paar zu werden, eine gemeinsame Wohnung zu nehmen sowie die Heirats- und Kinderplanung waren innerhalb weniger Monate nach ihrem ersten Hallo besprochen und geregelt.
Eine bestimmte Entscheidung erwies sich dann aber doch als schwieriger: Wie sollten sie einen Samenspender für ihre Familie auswählen?
Der Plan war, 2023 zu heiraten und danach eine Familie zu gründen. Das Paar war sehr an einer wechselseitigen IVF interessiert, bei der eine von Hollys Eizellen mit Spendersamen befruchtet wird und Rumer das Kind austrägt. Bei einem zweiten Kind würde Holly das Kind mit Rumers Eizellen austragen.
Es hat uns wirklich überrascht, wie schwierig es war. Du entscheidest dich für die andere Hälfte deines Babys.
Zu Beginn ließen beide 2022 ihre Fruchtbarkeit testen. Das Ergebnis machte aber ihre Pläne zunichte. Während Hollys Ergebnisse sehr positiv ausfielen, sah es mit der Fruchtbarkeit von Rumer weniger rosig aus. Ihnen wurde geraten, sofort mit ihrem Vorhaben zu beginnen. Sie beschlossen, für das erste Kind Rumers eigene Eizellen zu verwenden, um nicht zu riskieren, dass ihre Fruchtbarkeit weiter abnimmt, wenn die Zeit für ein zweites Kind gekommen war.
Rumer erinnert sich an die widersprüchlichen Gefühle:
„Die Ergebnisse waren wie ein Schlag ins Gesicht. Aber gleichzeitig freute ich mich für Holly und dass ihre Lage besser war”.
Sie mussten sich nun damit abfinden, dass Rumer statt der weniger invasiven Insemination eine künstliche Befruchtung vornehmen lassen musste. Ihre Gedanken kreisten um die Behandlung selbst und weniger um die Suche nach einem Samenspender.
„Es überwältigt dich nahezu, wenn du dich auf eine IVF und diese Welt einlassen musst. Eine Samenspende ist dann beinahe so etwas wie ein nachträglicher Gedanke. Es hat uns also wirklich überrascht, wie schwierig es war. Du entscheidest dich für die andere Hälfte deines Babys”, sagt Holly.
Wem sollte der Spender ähneln?
Viele Paare suchen einen Samenspender, der dem Partner ähnlich sieht, damit das Kind trotz anderer DNA dem Partner ähneln könnte.
Rumer hat helle Haut, blondes Haar und blaue Augen. Holly ist ihr genaues Gegenteil mit olivfarbener Haut, dunklem Haar und braunen Augen. Sie wollten beide die leibliche Mutter von mindestens einem ihrer Kinder sein.
Sollten sie also verschiedene Spender für ihre Kinder wählen, um sicherzustellen, dass das Aussehen der nicht-biologischen Mutter vertreten ist? Das würde dann allerdings bedeuten, dass ihre Kinder keine genetischen Geschwister wären.
Oder sollten sie für alle ihre Kinder denselben Spender wählen?
Ich wurde sehr pingelig bei allem, bis hin zu seiner Lieblingsfarbe.
Über dieses Thema waren sie sich aber dann doch sehr schnell einig.
„Letztlich wollen wir nur, dass sie biologisch verwandt, also Halbgeschwister sind. Und wenn sie sich einmal dafür entscheiden sollten, den Namen des Spenders herauszufinden, können sie diesen Weg gemeinsam gehen”, meint Rumer.
Also begannen sie, einen Spender zu suchen, der Holly ähnelt und den sie für alle ihre zukünftigen Kinder verwenden würden.
Überwältigt von Informationen
Doch bald merkten Holly und Rumer, dass sie sehr viel mehr Entscheidungen über ihren Spender treffen mussten als nur was sein Aussehen angeht.
Sie entschieden sich für die European Sperm Bank, weil sie hier deutlich mehr Informationen über die Spender erhalten konnten als bei den anderen britischen Samenbanken, die sie sich angesehen hatten. Sie wollten so viele Informationen wie möglich haben, um beruhigt schlafen zu können, aber auch, damit ihre Kinder einmal in der Lage sein würden, Antworten auf alle Fragen zu erhalten, die sie in Zukunft über ihren Spender haben könnten.
Informationen sind wichtig - aber sie können auch zu Überforderung führen. Insbesondere Holly, die keine DNA mit ihrem ersten Kind teilte, interessierte sich für jedes kleine Detail über die Spender.
Lesen Sie hier unseren Ratgeber für die Auswahl eines Samenspenders.
„Im Grunde genommen haben wir jemanden gesucht, der dich auch darstellt", sagt Rumer zu Holly und deutet damit an, wie sehr sie sich selbst unter Druck setzten, um die „perfekte" Entscheidung zu treffen.
„Ich wurde sehr pingelig bei allem, bis hin zu seiner Lieblingsfarbe”, sagt Holly.
Auf sein Bauchgefühl hören
Nachdem sie sich wochenlang mit Spenderprofilen befasst hatten, rückte ihr Behandlungstermin näher, und sie mussten diesen Punkt überwinden.
So kontaktierten sie die European Sperm Bank über den Chat auf der Website, wo die Mitarbeitenden ihnen halfen, sich darüber klar zu werden, was für sie wichtig ist. Von da an gelang es dem Paar, die Suche auf drei Spender einzugrenzen, die alle ähnliche Merkmale wie Holly aufwiesen.
Wenn man bedenkt, wie lange wir gebraucht haben, um den Spender auszuwählen. Jetzt, wo Freddie hier ist, spielen all diese Dinge keine Rolle mehr.
Am Ende folgte das Paar seinem Bauchgefühl. Einige der Dinge, die sie an ihrem Spender schätzten, war die Aufnahme seiner Stimme, das Wissen, dass er ein Familienmensch war, und dass er über Bildung verfügte.
„Aber es gab nicht die eine Sache, die uns glauben ließ, dass er der Richtige ist. Wir hatten einfach ein sehr gutes Gefühl bei ihm", sagt Rumer.
Holly stimmt zu.
„Es hat einfach gepasst", sagt sie und fügt hinzu:
„Es war auch hilfreich, dass wir Babyfotos sehen konnten, was in Großbritannien nicht möglich ist, wenn man über den NHS geht. Und wir fanden, dass er ein ziemlich süßes Baby war,” sagt Holly.
„Wir werden ihn lieben, egal was passiert"
Ende 2022 begann die IVF-Behandlung. Rumer wurden zweimal Eizellen entnommen.
Nach ihrer Hochzeit und den Flitterwochen im Frühjahr 2023 wurde Rumer der Embryo eingepflanzt, der ihr zu ihrem Sohn heranwachsen sollte. Im Februar 2024 wurden Holly und Rumer Mütter von Freddie, einem gesunden, glücklichen und neugierigen Jungen.
Sie planen nun, ihre Familie zu vergrößern – vielleicht drei oder vier Kinder, alle von demselben Spender. Von ihm existieren auch noch weitere Samenhalme, die von der European Sperm Bank aufbewahrt werden.Die sind für Freddies zukünftige Geschwister gedacht.
Aber im Moment genießen sie es erstmal, eine dreiköpfige Familie zu sein. Dass sie nun Freddie haben, hat alle Sorgen darüber, den perfekten Spender zu finden, in den Hintergrund treten lassen.
„Wenn man bedenkt, wie lange wir gebraucht haben, um den Spender auszuwählen. Jetzt, wo Freddie hier ist, sind all diese Dinge nicht mehr wichtig”, sagt Holly und sieht dabei Freddie an, der in ihren Armen eingeschlafen ist.
„Wir lieben ihn, egal was passiert".
Rumer und Holly sind in einer geschäftlichen Beziehung mit der European Sperm Bank.