Schwierigkeiten mit dem Schwangerwerden? So gehen Sie mit Stress, Neid, Trauer und Ängsten während der Fruchtbarkeitsbehandlung um

Wenn man ungewollt kinderlos ist, steht viel auf dem Spiel. Kennen Sie belastende Gefühle wie Einsamkeit, Wut, Trauer und Machtlosigkeit? Um nur ein paar wenige zu nennen. Dann gibt es zwei Dinge, die Sie wissen sollten. Sie sind nicht allein. Und diese Reaktionen sind ganz natürlich. Und damit kennt man sich im Wissenszentrum Fertility Care bestens aus, das sich auf Beratung für ungewollt Kinderlose während der Fruchtbarkeitsbehandlung spezialisiert hat.

Während es im fachärztlichen Bereich nicht an Experten mangelt, kommt der Fokus auf die psychosozialen Aspekte der ungewollten Kinderlosigkeit oft zu kurz. Aufgabe des Wissenszentrums Fertility Care ist es, Betroffene während und nach der Fruchtbarkeitsbehandlung zu unterstützen. Das Zentrum hilft Ihnen, durch diese schwierige und anstrengende Zeit zu navigieren, in der man oft das Gefühl hat, die Kontrolle zu verlieren. Wie geben Sie am besten auf sich selbst Acht?

„Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Das Maß der Belastung fällt sehr unterschiedlich aus. Einige Frauen werden direkt beim ersten Versuch schwanger – andere warten 12 bis 13 Jahre darauf. Andere wiederum müssen sich ganz von ihrem Traum verabschieden, was zu starker und komplexer Trauer führen kann“, sagt Mille Duzenius:

„Unfruchtbar zu sein, das ist für manche ein Stresserlebnis, das einer Krebsdiagnose gleichkommt. Das kann zu einer Belastungsreaktion führen und als konkreter Verlust erlebt werden. Man trauert und fühlt sich machtlos.“

Aber wie kann man um etwas trauern, das es noch gar nicht gibt?

Bei Frauen und Männern, die sich darüber im Klaren sind, dass sie die Sache jetzt und hier angehen möchten, setzen sich viele psychologische Prozess in Gang: Bilder und Vorstellungen vor dem geistigen Auge. Träume. Gefühle und Gedanken. Angestaute Liebe für das Kind, das in den eigenen Träumen schon Realität ist. Oder anders gesagt: Diese Menschen sind mehr als bereit dazu, Eltern zu werden. Aber was ist, wenn es am Ende doch nicht klappt? Und obwohl es das Kind bisher nur in den Träumen und Gedanken gibt, kann sich das einsame Warten wie ein Verlust anfühlen – wie eine unsichtbare Trauer.

„Bei unserer Beratung fassen wir alle die unterschiedlichen Gefühle in Worte, die Frauen und Männer während der Fruchtbarkeitsbehandlung durchleben. Dabei geht es zum Beispiel um den Verlust der romantischen Vorstellung, die man von der Geburt des Kindes hat. Um den Verlust von Zeit, wenn es bis zu einem bestimmten Alter noch nicht geglückt ist, ein Kind zu bekommen. Um den Verlust der Vorstellung, in einem gesunden Körper zu leben. Unsere „reproduktive Erzählung“ wird nie so, wie wir uns das vorstellen. Wir trauern, wenn wir etwas verlieren, das uns wichtig ist – sowohl im konkreten als auch im abstrakten Sinne“, sagt Mille Duzenius und betont, dass diese Gefühle sowohl Frauen als auch Männer betreffen, die sich noch in Fruchtbarkeitsbehandlung befinden oder diesen Traum schon aufgeben mussten.

Aber all die belastenden Gefühle und die Trauer, die mit ungewollter Kinderlosigkeit einhergehen, sind nicht nur trist und statisch. Trauer kann uns auch heilen, verändern und uns an neue Orte führen.

„Wir müssen das Trauern zulassen. Wir entwickeln uns weiter und können Positives aus Lebenskrisen schöpfen. Wie soll mein zukünftiges Leben aussehen? Wir müssen uns trauen, darüber zu sprechen, dass wir ungewollt kinderlos sind, um gefestigter am anderen Ende herauszukommen.“

Und ja, zwangsläufig gibt es während der Fruchtbarkeitsbehandlung viele Aspekte, die außerhalb unserer Kontrolle liege. Mille Duzenius erzählt, dass es aber auch einige Aspekte gibt, über die man die Kontrolle hat und die man lenken kann.

Was beispielsweise unter Ihrer Kontrolle steht, ist das Wissen über das, was im Zuge des Prozesses geschieht. So können Sie dem Arzt konkrete Fragen stellen. Akzeptieren Sie, dass das Leben aktuell ist, wie es ist. Wenden Sie sich an Ihre Familie und an Ihr Umfeld. Seien Sie geduldig und bleiben Sie realistisch. Und entgegen gängiger Behauptungen ist es tatsächlich möglich, belastende Gefühle zu kontrollieren.

Eine der wichtigsten Botschaften, die im Wissenszentrum Fertility Care vermittelt werden: Leben Sie ein erfülltes Leben – sowohl jetzt als auch dann, wenn Sie alles hinter sich haben. In einem Leben mit oder ohne Kinder.

„Wir empfehlen Ihnen, sich einen Plan darüber aufzustellen, wie Sie Ihre Zeit während des Wartens verbringen möchten. Was ist Ihnen wichtig? Denken Sie daran, auf sich zu achten,“ sagt Mille Duzenius.

Und falls Sie einer der Menschen sind, für den der Kinderwunsch nicht in Erfüllung geht, wird vermutlich für immer ein Loch in Ihnen bleiben, das man nicht füllen kann. Aber es geht gar nicht darum, die Trauer hinter uns zu lassen. Denn wir entkommen ihr nicht. Doch wir können sie kennenlernen und mit der Zeit akzeptieren, dass sie uns durchs Leben begleiten wird – durch ein Leben ohne Kinder, aber dafür voller Liebe und Erfüllung. 

Das Wichtigste ist es, sich mit seiner Trauer auseinanderzusetzen. Und sie nicht alleine zu tragen.