Die alleinerziehende Mutter Pia entschied sich bei allen ihren Kindern für denselben Samenspender.
Pia Jensen entschied sich bei allen ihren Kindern für denselben Spender – und so wurde Anna nicht nur die große Schwester von einer, sondern gleich zwei leiblicher Schwestern. Das war möglich, da sie sich dazu entschieden hatte, ein Depot mit Spendersamen für mehr als einen Behandlungsverlauf bei der Samenbank einzurichten.
Pia Jensen mit ihrer Tochter.
Im Stadtkern von Kopenhagen lebt die 42-jährige Pia mit drei jungen Mächen unter einem Dach, die immer ein Lächeln auf den Lippen haben: Die rothaarigen, eineiigen Zwillinge Asta und Alma (6 Monate), und ihre stolze große Schwester Anna (mittlerweile 4 Jahre alt). Biologisch gesehen sind sie leibliche Geschwister, da sich Pia bei beiden Schwangerschaften für denselben Spender entschieden hat.
Reibungslose Fertilitätsbehandlung und Schwangerschaft
Zunächst erschien alles fast schon zu einfach. Nach ein paar Monaten und bereits beim zweiten Besuch wurde Pia ohne Hormonstimulation befruchtet. Auch die Schwangerschaft, der Anna entstammt, erfolgte ohne nennenswerte Komplikationen. Pia hatte keine komplexen Ansprüche an den Samenspender – bis auf ein paar Gemeinsamkeiten mit ihr: Helles Haar, blaue Augen, gern etwas größer. Eine Voraussetzung musste für Pia allerdings auf jeden Fall erfüllt sein: Sie wollte einen offenen Spender.
„Klar, es gibt keine Garantie dafür, dass sich der Spender mit meinen Kindern treffen möchte, aber mein zukünftiges Kind sollte die Möglichkeit haben, mehr über ihren biologischen Vater zu erfahren. Falls irgendwann der Bedarf besteht, ist diese Möglichkeit zumindest nicht ausgeschlossen. Der Spender ist und wird niemals ein Vater für die Kinder sein, aber vielleicht kann er ein paar wichtige Fragen beantworten, die Anna eventuell hat“, meint Pia Jensen.
Die Wahl des Samenspenders
Pia sprach mit ihrer Familie und ihren Freunden über die Wahl des Spenders. Sie brauchte nur ein paar Tage, um sich zu entscheiden – und auf einmal fühlte sich das Ganze sehr wirklich an, als sie da saß und die Profile in der Samenbank durchsah. Nachdem sie die Liste nach Aussehen und offenen Spendern gefiltert hatte, blieben noch 10 Spender übrig, die ihren Kriterien entsprachen.
„Das war die richtige Menge an Auswahlmöglichkeiten. Ansonsten wäre es unübersichtlich geworden. Ich hatte den Wunsch, dass mir das Kind ähnlichsieht, zumal ich es ja allein großziehe. Mein zukünftiges Kind sollte von Beginn an anders als der Durchschnitt sein.“
Man bereut niemals die Kinder, die man bekommt. Wenn Sie ein Kind haben möchten, dann gehen Sie die Sache an. Und denken Sie immer daran, sich Unterstützung aus Ihrem Umkreis einzuholen.
Pia hatte alle Informationen des Spenderprofils ausgedruckt und gespeichert. Besonders der persönliche handgeschriebene Gruß, die Kinderbilder und das Audioprofil machten es einfacher, den Menschen hinter dem Profil zu verstehen.
„Die Kinder sind nunmal Spenderkinder. Wenn sie irgendwann mal alt genug sind und gerne mehr darüber erfahren möchten, werde ich ihnen zur Seite stehen und ihnen erzählen, dass sie vielleicht noch Halbgeschwister in der Welt haben. Ich habe andere Familien auf Facebook gefunden, die denselben Samenspender genutzt haben. Vielleicht haben wir in Zukunft ja noch mehr miteinander zu tun.“
Genetische Geschwister vom selben Spender
Als Anna zweieinhalb Jahre alt war, traf Pia eine wichtige Entscheidung. Sie hat selbst eine jüngere Schwester, mit der sie seit ihrer Kindheit eine enge Beziehung pflegt. Und noch immer stehen sich die beiden sehr nahe. Daher wollte Pia, dass auch Anna Geschwister bekommt. Im Idealfall genetische Geschwister.
Schon im frühen Verlauf der Behandlung hat Pia ihre Möglichkeiten geprüft, denselben Spender zu nutzen, und sprach mit der European Sperm Bank über den Spenderstatus und die eingelagerten Samen.
Der biologische Aspekt ist für einige Menschen wichtiger als für andere. Falls es keinen weiteren Samen von Annas Spender gegeben hätte, war mein Wunsch, ihr ein Geschwisterchen zu schenken, eindeutig wichtiger, als das das Kind unbedingt den selben Spender hat.
Die darauffolgende Zeit war in hohem Maße von Befruchtungsversuchen, Hormonen und In-Vitro-Fertilisation (Befruchtung im Reagenzglas) geprägt. Aus diesem Grund nahm sich Pia ein paar Monate Auszeit von ihrem Vorhaben. Dreimal wurden ihr befruchtete Eizellen eingesetzt, bevor es glückte. Dafür hat sie dann aber auch gleich den Jackpot gezogen.
Doppeltes Glück nach der IVF-Behandlung
Beim Scan in der 7 Schwangerschaftswoche entdeckte die Hebamme einen Herzschlag – und einen Schatten. Die Schwangerschaft fühlte sich ganz anders an als mit Anna. Pia hatte plötzlich mit Appetitlosigkeit und unglaublicher Müdigkeit zu kämpfen. Irgendwas stimmte nicht, wie sie glaubte.
In der 9. Woche – an einem Nachmittag, bevor sie Anna aus dem Kindergarten abholen sollte – erhielt sie Gewissheit. Pia war schockiert, als sie da lag und auf das Ultraschallbild sah, auf dem zwei blinkende Herzen zu sehen waren. Als sich ihr Schock gelegt hatte, wurde sie intensiv betreut, wie es bei Zwillingen üblich ist. An einem Spätsommertag im Jahr 2020 wurde Anna zur großen Schwester ihrer beiden neuen genetischen Schwestern.
„Der biologische Aspekt ist für einige Menschen wichtiger als für andere. Falls es keinen weiteren Samen von Annas Spender gegeben hätte, war mein Wunsch, ihr ein Geschwisterchen zu schenken, eindeutig wichtiger, als das das Kind unbedingt den selben Spender hat“, sagt Pia Jensen.
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